Bernina-Durchquerung mit Ski vom 01.05. bis 08.05.2009 ------ 5. und 6. Tag

Bernina-Durchquerung mit Ski von Freitag, 01.05. bis Freitag, 08.05.2009

Die DAV-Sektion Freilassing war mit 16 Teilnehmern acht Tage auf Skihochtouren unterwegs. Dabei konnte eine anspruchsvolle Bernina-Durchquerung im Bereich Schweiz und Italien durchgeführt werden. Genächtigt wurde auf vier verschiedenen Hütten und es konnten insgesamt 15 Dreitausender mit Ski, Steigeisen und Eispickel bestiegen werden. Der höchste erreichte Gipfel war der Piz Zupo mit 3996 m. Höhepunkt der Tourenwoche war die Piz Palü-Ueberschreitung mit der Bellavista-Traversierung und der Abfahrt über das Buuch zur Boval-Hütte. Eine Teilnehmerin wurde höhenkrank und musste von der 3600 Meter hoch gelegenen Marco e`Rosa-Hütte ins Krankenhaus geflogen werden. Wechselnde Schneeverhältnisse, Wind, große Höhenunterschiede, anspruchsvolle Gipfelanstiege und die teils beengten Hüttenaufenthalte forderten die vier Seilschaftsführer und die Teilnehmer, die alle gut drauf waren und die Herausforderungen hervorragend meisterten und begeistert waren!

1. Tag: Freitag, 01.05.2009
Fahrt von Freilassing über Innsbruck – Landeck und durchs Engadin nach Pontresina zum Parkplatz am Bahnhof. Mit zwei Pferdekutschen fuhren wir die 7,5 Kilometer durch das Rosegtal zum Hotel Roseg auf 1980 m. Von dort gingen wir dann mit den Ski in 3 Stunden zur Coaz-Hütte (2610) m. Nach einer kurzen Pause gingen noch acht Teilnehmer auf den Il Chapütschin (3386 m). Um 18.00 Uhr erfolgte die Abfahrt, damit wir pünktlich um 18.30 Uhr beim Abendessen waren. Im Aufstieg waren es an diesem herrlichen Tag insgesamt 1420 Höhenmeter.

 

2. Tag: Samstag, 02.05.2009

Um 7.45 Uhr sind wir nach einem ausgiebigen Frühstück losgegangen. Wir kamen aber nicht weit, denn dichte Wolken und der spaltige und steile Gletscher machten ein Weitergehen unmöglich. Insgesamt war aber das Wetter für diesen Tag gut angesagt. Wir fuhren ein kurzes Stück ab und legten erst mal eine längere Pause ein. Und es lohnte sich. Die Wolken lichteten sich und wir konnten über einen steilen Aufstieg die Scharte und über den Grat mit Steigeisen und Eispickel den Piz Glüschaint (3594 m) erreichen. Es folgten Abstieg und Abfahrt bis 3100 m und weiter ging es hinauf zur La Muongia (3415 m). Bei idealen Pulverschnee ging es hinunter zur Coaz-Hütte. Im Aufstieg waren es 1430 Höhenmeter.

3. Tag: Sonntag, 03.05.2009

An diesem Tag war Hüttenwechsel mit Überschreitung mehrerer Dreitausender angesagt. Wir packten unseren Rucksack und über den Roseg-Gletscher ging es hinauf zum Skidepot und mit Steigeisen und Eispickel hinauf zum La Sella (3584 m) – Westgipfel. Es folgten Abstieg und Abfahrt und nach einer Rast ging es über die Dschimels Westgipfel (3508 m) und Ostgipfel (3479 m), anschließend Abfahrt und Aufstieg zum Piz Sella (3517 m). Es ging steil hinunter zur Sellascharte und flach mit einem Gegenanstieg zum Rifugio Marinelli auf 2813 m, die wir um 15 Uhr erreichten. Im Aufstieg waren es an diesem Tag insgesamt 1320 Höhenmeter.

4. Tag: Montag, 04.05.2009

Von der Marinelli-Hütte sind wir zum Passo Marinelli (3085 m) und weiter zum steilen Aufstieg mit Ski, Harscheisen und später mit Steigeisen und Eispickel zur Fourcela Crast Agüzza. Etwas flacher ging es hinüber zum Rifugio Marco e Rosa (3597 m). Mittlerweile war das Wetter nicht mehr so gut. Es hatte sich immer mehr eingetrübt mit Schneefall und Wind. Wir machten eine längere Pause und hofften, dass sich das Wetter wieder bessern würde. Nach Mittag machten wir uns dann zu unserem Anstieg in Richtung Piz Bernina. Aber es war uns nicht vergönnt. Relativ viel Neuschnee mit Schneeverfrachtung setzte uns Grenzen und so kamen wir am Spallagrat nur bis zu den Felsen auf 3930 m. Wir stiegen ab und fuhren zur Marco e Rosa-Hütte. Dann stellte sich heraus, dass eine Teilnehmerin höhenkrank war. Sie hatte Kopfschmerzen, Übelkeit mit Erbrechen, Schwindel mit flachen Puls, Frieren mit Zittern bis hin zur Orientierungslosigkeit. Über den Hüttenwirt ließen wir die Bergrettung verständigen und ein Hubschrauber flog die Kranke in das Krankenhaus nach Samedan. Mit dem Wetter hatten wir Glück – der Hubschrauber konnte noch durch die zwischenzeitlich aufgelockerte Wolkendecke fliegen.

 

5. Tag: Dienstag, 05.05.2009

Kälte und eisiger Wind erschwerten an diesem Tag unsere Tour. Als erstes gingen wir mit den Ski in den Sattel auf    m zum Skidepot. Anschließend stiegen wir mit Steigeisen und Eispickel zu unserem höchsten Gipfel dieser Tage: dem Piz Zupo mit 3996 m. Nach dem Abstieg in den Sattel ging es über den Ostgrat auf den Piz Argient (3945 m). Es folgten der Abstieg zum Skidepot und mit den Ski und in vier Seilschaften fuhren wir über das Buuch talwärts. Nach kurzer Zeit konnten wir die Seile wieder verpacken und freies Fahren war angesagt. Der Schnee war teils bruchharschig aber in der vorgegebenen Spur erreichten alle Teilnehmer zügig den Anfellpunkt unterhalb der Boval-Hütte (2495 m). Hier verabschiedeten sich drei Teilnehmer, nicht länger Urlaub hatten und nach Hause fahren mussten. Die anderen zwölf Teilnehmer stiegen zur Boval-Hütte auf. Im Aufstieg waren es an diesem Tag 880 Höhenmeter.

6. Tag: Mittwoch, 06.05.2009

Um 8 Uhr sind wir heute los und eigentlich wollten wir zum Piz Tscherva. Aber zu viel Neuschnee ließ uns den geplanten Übergang nicht zu und so war unser erstes Ziel an diesem Tag die Crasta da Boval (3208 m). Anschließend gingen wir von der Südseite auf den Piz Misaun (3249 m). Nordseitig fuhren wir ab bis auf eine Höhe von ca. 2750 m und unser nächstes Ziel der Piz Mandra (3091 m). Es folgten Abfahrt und eine längere Pause bei ausgeaperten Felsen. Später erreichten wir wieder die Boval-Hütte. Auf der sonnigen Terrasse ließen wir uns es gut gehen. Im Aufstieg waren es 1330 Höhenmeter an diesem Tag.

 

7. Tag: Donnerstag, 07.05.2009

Dieser Tag war der Tourenhöhepunkt dieser Woche bei besten Wetter. Um 5 Uhr war Frühstück und um 6 Uhr sind wir los. Erst hatten wir eine kurze Abfahrt über den Morteratsch-Gletscher. Wir fellten an und über den Pers-Gletscher ging es hinauf zum Sattel am Piz Palü. Die Ski schnallten wir auf den Rucksack und mit Steigeisen und Eispickel gingen wir bei idealen Verhältnissen auf den Piz Palü Ostgipfel (3882 m) und weiter über den teils ausgesetzten Grat zum Piz Palü Hauptgipfel (3905 m). Es folgte eine Abfahrt zum Fellaria-Gletscher und weiter ging es mit den Fellen zum Bellavista Östlicher Mittelgipfel (3888 m). Kurze Abfahrt und mit den Fellen an den Ski vollendeten wir die Bellavista-Travasere. Es folgte eine tolle Abfahrt über das Buuch zur Boval-Hütte. Im Aufstieg waren es 1930 Höhenmeter über weite Entfernungen an diesem Tag. Vier Teilnehmer fuhren ab ins Tal. Sie mussten aus privaten Gründen nach Hause.

 

8. Tag: Freitag, 08.05.2009

Mit acht Teilnehmern starteten wir zu unserem letzten Tourentag dieser Unternehmung. Von der Boval-Hütte gingen wir über welliges Gelände über drei Kilometer nach Norden und dann folgte ein teils steiler Aufstieg zum Piz Chalchagn (3154 m). Nach 880 Höhenmeter und drei Stunden Anstiegszeit waren wir oben. Nach kurzer Rast folgte eine schöne Abfahrt hinunter nach Morteratsch zur Bahnstation. Wir mussten die Ski nur einmal etwa 15 Minuten wegen Schneemangel tragen. Per Anhalter holten wir vom fünf Kilometer entfernten Pontresina unsere Autos. Wir räumten unsere Autos ein und dann wurde noch ein Kurzbesuch bei der Höhenkranken im Krankenhaus gemacht und anschließend die Heimreise nach Freilassing angetreten. Mittlerweile ist die Kranke wieder auf dem Weg der Besserung und zu Hause – sie war Höhenkrank in Verbindung mit einem Höhenlungenödem!

 

 Für alle vier Seilschaftsführer und für alle Teilnehmer waren es herrliche, herausfordernde Tourentage.

Von den Hüttenwirten wurden wir sehr gut und freundlich mit Frühstück, Abendessen und Getränken versorgt
Nicht die täglichen Skitouren sind das anstrengende an so einer Unternehmung – sondern die Hüttenaufenthalte. Man kann sich nicht duschen, zum Zähneputzen und Waschen hat man oft nur einen Becher Wasser zur Verfügung, die Toiletten haben in dieser Höhe einen anderen Standard als zu Hause, die lieben Bergkameraden schnarchen und und ..... nachts im Lager, die Schuhe werden nicht richtig trocken, man hat keine eigene Couch usw. Und trotz allem – gerade diese Entbehrungen machen eine solche Skidurchquerung aus, die dann für immer in Erinnerung bleibt!

 

- Bericht und Fotos von Anderl Eder -


Marco e Rosa Huette

Aufstieg ueber Gletscher

Noch ist es kalt

Skidepot in der Fuorcla

Aufstieg zum Piz Zupo

Piz Zupo (3996 m)

Abfahrt bei Pulverschnee

Abwaerts ueber Gletscher

Zugeschneite Spalten

Zur Boval-Huette

Morgens bei Boval-Huette

Aufbruch am Morgen

Andere Farben

Zum Piz Misaun

Piz Misaun (3249 m)

Abfahrt vom Gipfel

Piz Palue und Bellavista

Freies Gelaende

Rast in der Sonne

Boval-Huette - Terrasse

Für den Inhalt dieser Seiten ist verantwortlich: Anderl Eder, Tourenreferent der Sektion
© 1998 - 2016 Deutscher Alpenverein - Sektion Freilassing

 

ImpressumDatenschutzerklärung