Skihochtour Haute Route

Haute Route 2019 „wenn`s laft, dann laft`s“

 

Wie soll ich sie beschreiben, unsere Haute Route.

Von planmäßig zu reden ist sicher vermessen. Wir wollten in Saas Fee starten und in Chamonix ankommen-das haben wir irgendwie geschafft. Was dazwischen lag war Improvisation, Überraschung, auch Glück und Durchhaltevermögen waren gefordert. Seifenfetischisten kommen auch nicht auf ihre Kosten, Waschwasser ist auf den Hütten selten vorhanden, Trockenklo am Gang höchster Luxus.

An dieser Stelle schon mal vielen Dank für die Geduld und das Vertrauen das die 10 Teilnehmer in die Tourenbegleiter hatten.

Tag 1:

Ausgeschlafen früh um 2 trafen wir uns am Vereinsheim um die 700km nach Martigny zurückzulegen. Hier erwartete uns wie geplant das Taxi nach Saas Fee, leider viel zu klein. 1,5h und einen Cafebesuch später war dann das Taxi für 13 Personen und viel Gepäck vor Ort. Los ging es. Das Wetter, bisher war der Himmel grau, wurde besser und Saas Fee empfing uns mit Sonne satt. Die Seilbahn war auch schnell gefunden, die eigenartigen Kommentare der Passanten konnten uns nicht schrecken. Leider hatte die Seilbahn den Betrieb eingestellt, am Berg flog der Heli um Lawinen zu  sprengen. Lawinenlage 4, am Berg bis zu 80cm Neuschnee.

Kurze Lagebesprechung und Änderung Nr. 1. Die ersten 2 Etappen werden gestrichen. Mit dem Taxi ging es nach Herbriggen, kurz vor Zermatt. Dort verbrachten wir bei Rosi einen angenehmen Abend in ihrem Berghotel „Bergfreund“.

700 Autokilometer, 140 Taxikilometer

Tag 2:

Nach einem reichhaltigen Frühstück fuhren wir 8:30 Uhr nach Zermatt, natürlich mit Taxi. Punkt 9 Uhr begann dann unser Abenteuer endlich mit eigener Muskelkraft. Durch Zermatt und Zmutt ging es zur Seilbahnstation Furi, alles mit den Ski am Buckel, ein saures Geschäft.

Auf 2200m Höhe, wir hatten ca. 800hm zurückgelegt, konnte endlich auf die Ski gewechselt werden. Abwechslungsreich ging es über den Zmuttgletscher zur Schönbielhütte. Diese erreichten wir über einen steilen Moränenhang. Das Skidepot am Gletscher blieb uns auf Grund des vielen Neuschnees erspart.  Nett wurden wir empfangen-die Hüttenwirtin war allein und schien sich über die Abwechslung zu freuen. Mit Schneeschaufeln, Schlafen, Tourenplanung, Kuchen und Kaffee verging der Nachmittag, wir waren bereits 14 Uhr auf der Hütte, recht schnell. Ach ja, im Laufe des Tages riss es doch mal auf und die Matterhornnordwand stand beeindruckend vor uns. Geschlafen haben wir im Lager “Matterhorn“. Der Blick aus dem Fenster zeigte… richtig!

Für die Hilfe beim Abwaschen gab es dann den ersten Genepi der Tour.

15 Taxikilometer, ↑1200hm; ↔ 17km

 

Tag 3:

5 Uhr Frühstück, 6 Uhr Abmarsch. Die ersten 200hm dieser „Königsetappe“ konnten wir bis zum Zmuttgletscher abfahren. Felle drauf, anseilen und schon ging es Richtung Col de Valpelline. Die Fotoapparate wurden wegen des Nebels nur selten strapaziert. Der Wind lud auch nicht zu Pausen ein. Die so gewonnene Zeitreserve wurde umgehend in die Orientierung mit GPS, die Sicht war über weite Strecken gleich Null, und das Spuren im Neuschnee verwendet. Der Track stimmte der erste Col des Tages wurde erreicht. Abfellen und abseilen stellten noch einmal eine Herausforderung dar, mancher fror sichtlich. Die ersten Meter auf Sicht,  dann lichtete sich der Nebel, fuhren wir im windgepressten Schnee zum Glacier Tsa de Tsan ab. Eine erste Ahnung dieser grandiosen Landschaft stellt sich ein.  Nach 5 Stunden konnten wir hier die erste Pause machen. Abwechselnd spurend ging es dann weiter zu Col de Mont Brule. Über einen steilen Hang konnten wir in Einzelfahrt zu Haute Glacier d` Arolla abfahren, normalerweise ein mühseliges Steigeisenunterfangen. Linkshaltend querten wir den Gletscher und sahen dann die erste Gruppe des Tages welche, so vermuteten wir in Richtung Caban de Vignettes, spurte. Auf diese Spur ließen wir uns gerne ein. Über den Col Collon erreichten wir die nächste Abfahrt. Spuren waren vorhanden, eine Hütte in Sicht. Der Wind nahm wieder zu, der Nebel zog um. Mit der vollsten Überzeugung auf dem richtigen Weg zu sein fuhren wir ab. Zu unserer großen Überraschung standen wir dann vor dem Rif. Nacamuli, waren also in Italien.

Große Lust bei dem, inzwischen zum Sturm angewachsenen, Wind diesen Orientierungsfauxpax auszubügeln hatte keiner. Die, auch hier einsame Hüttenwirtin, sagte uns ihr Willkommen. Die nächste Hütte wurde über unser heutiges Nichterscheinen informiert. Die Begeisterung des Wirtes darüber hielt sich verständlicherweise in Grenzen. (Wie eng gesteckt diese Grenze war erfuhren wir dann am nächsten Abend.)

Nacamuli, unvergessen. Eiskalt, hygienisch fragwürdig, mit klapperndem Dach im Sturm. Die Bedienung sehr nett, das gleicht vieles wieder aus.

Nach dem Abendessen waren unsere Lebensgeister, welche an diesem harten Tag doch gelitten hatten, wieder zurück. Als die Wirtin dann noch Genepi, kurzerhand in Tschernobyl umbenannt, anbot war die Welt wieder ok. Nur der Sturm und der anhaltende Schneefall machten uns Sorgen.

Die Nacht: Vieles was im Rucksack war wurde angezogen. Das und viele Decken ließen doch manche Stunde Schlaf beim Klappern des Daches, welches im Sturm davonzufliegen schien, zu.

↑1750hm; ↓1950hm; ↔20km

Tag 4:

Wetter unverändert, Sturm und Schneefall.

Am Anfang geht’s bergab. Dann spurt Fabi unverwüstlich zum Col Collon. Hier biegen wir auf die gestern verlassene Route zum Col de l`Eveque ein. Der Schnee wird immer tiefer und wir werden zu Radfahrern. Im „belgischen Kreisel“ spuren wir gemeinsam. Immer 50 Schritt, dann trittst du aus der Spur und freust dich wieder hinten zu sein. So erreichen wir trotz Nebel, GPS sei Dank, den Col de l`Eveque. Noch etwas höher steigen wir auf zum Pointe d`Oren (Skigipfel). Und jetzt reißt es auf! Foto, Foto, Foto. Pause in der Sonne, Landschaft ohne Ende. Der Pulverschnee lässt alle Herzen höher schlagen, vergessen ist der Nebel. Gleich noch ein Aufstieg über einen ideal geneigten Hang bis auf ca. 3600m Höhe. Abwärts geht es im Champagnerpulver, doch obacht, im oberen Bereich befinden sich darunter schwarze Blankeisstellen. Dann geht es der Vignetteshütte entgegen über den Gl. de Mont Collon. Die letzten Meter wieder im Nebel, zum Glück liegt eine deutliche Spur. An der Hütte angekommen fahren 7 von uns gleich noch mal ca. 300m in Richtung Arolla ab, der Schnee gehört genutzt.

Die Vignettes, geräumig, komfortabel, warm. Der Wirt, zu unserem Verdruss, sehr geschäftstüchtig. Die Strafe welche er uns für unser gestriges Nichterscheinen aufbrummen will kann mit „hohem“ Einsatz abgemildert werden.

Heute kein Genepi!

↑1000 (1300)hm; ↓800 (1100)hm, ↔13km

Tag 5:

Frühstück 5:30 Uhr! Da wir erst 8 Uhr aufbrechen wollen kommen Bemerkungen wie „gemütliche Skitouren“ auf. Noch mal ins Bett, entspannt den Rucksack gepackt. Dann brechen wir auf zu unserer einzigen Etappe welche wie daheim geplant gemacht werden kann. Die Sonne strahlt mit uns um die Wette. Zügig erreichen wir den Pigne d´Arolla, 3772m. Ausgiebige Gipfelrast. Als die ersten Böen heran jagen stürzen wir uns in den Pulverschnee auf dem Gl. de Brenay. Noch ein kurzer Aufstieg zum Col du Porton und schon kann die überraschende Abseilstelle überwunden werden. Der Führer schreibt von feinsten nordseitigen Pulverhängen, wir toppten das Ganze mit perfektem Bruchharsch.

Die Sonnenterasse der Cab. de Chanrion lässt sich bei warmen Temperaturen und Windstille prächtig nutzen, z. B. zu einer Planänderung. Hier half uns der Hüttenwirt mit Tipps sehr gut weiter. Er verständigte auch die weiteren Hütten das wir nicht kommen würden.

Der Übergang zur Cab. de Valsorey ist nicht möglich, zu dem bleibt uns nur noch ein Schönwetterfenster von 1,5 Tagen. In der Gruppe wird beschlossen in Richtung Ollomont weiterzugehen um uns die Chance auf das Finale „Mer de Glace“ zu erhalten. Dazu werden 2 Etappen ausgelassen und eine lange Taxifahrt in Kauf genommen.

Nach dem Abendessen gibt es eine Runde Genepi frei Haus.

↑950hm, ↓1550hm; ↔12km

Tag 6:

Auf in den Süden. 8 Uhr geht es los, erst 200m harte Hänge bergab. Über den Gl. de Fenetre geht es erst steil(hier können wir mal unsere Harscheisen nutzen)dann gemütlich hinauf. Der Fenetre de Durant wird nach 2 Stunden erreicht. Tolle Blicke zurück auf unsere gestrige Etappe. In der Abfahrt Richtung Alpe Touless nach Glacier haben wir Pulver, Firn, Sulz und zum Schluss 200hm Waldweg.

Die Organisatin der Taxis ist wegen der aufgestellten Werbetafeln kein Problem. Nach 40min Wartezeit sind sie da. Große Überraschung und Freude als der Fahrer als Erstes nach dem „Buongiorno“ Kartons mit diversen Erfrischungsgetränken anbietet. Manche Blase wird da auf der Fahrt zu eng. Über Ollomont-Aosta fahren wir zur Seilbahn Entreves, Mt. Blanc-Blick und Fotostop inklusive.

Die Seilbahnfahrt, TOLL. Die Aussicht von der 360° Plattform „Pointe Hellbronner“ noch toller. aber wir wollen Ski fahren. 400m Pulverhänge locken. Die einen 1x, andere 2x nutzen die Gunst der Stunde. Aufgestiegen wird teilweise im T-Shirt. 6 steigen zwischen den Abfahrten noch zum Col de Geant auf, eine gute Gelegenheit den Eispickel vom Rucksack zu nehmen, nicht notwendig aber sehr alpinistisch. Das Wetter ist eine Belohnung für den Mut zur Änderung des Plans. Der Blick auf Mt. Blanc, Dent Geant, Aig de Chamonix, zurück zu Matterhorn, rüber zum Grand Paradiso- deswegen sind wir hier, und wir genießen.

Auf dem riesigen Rif. Torino sind wir fast die einzigen Gäste. Warum so knapp gekocht wird versteht keiner.

Gemütlich sitzen wir beisammen. hoffentlich hält morgen das Wetter für die Abfahrt. Genepi geht rum.

↑650-1650hm; ↓1300-2300hm, ↔13km; Taxifahrt 65km; Seilbahn ↑2070hm

 

Tag 7:

Der Fahrstuhl zur Pointe Hellbronner öffnet erst 8:40 Uhr. Natürlich nehmen wir die geschenkten Abfahrtsmeter gerne mit. Wir queren südwestlich von La Vierge in schöne Pulverhänge, bewundern die Gletscherspalten um auf dem Gl. de Geant Plattenpulver mit feiner Harschkruste zu bearbeiten. Rechts von den Seracs de Geant gewinnen wir den Gl. de Tacul der bereits auffirnt. In angenehmer Schussfahrt laufen die Ski bis zu einer Felsinsel wo sich der Leschauxgletscher in den Gl. de Tacul ergießt. Lange, abschließende Bergpause. Immer noch gutes Wetter, aber es zieht zu. Ab jetzt auf dem Mer de Glace fahren wir bis zum letzten Schnee. Erschrecken wie bald das Schneeende erreicht ist. Um zu Montenvers zu gelangen müssen wir gut 200hm über Klammern und Versicherungen aufsteigen.

Montenvers, die Zivilisation hat uns wieder. Beim Einsteigen in die Zahnradbahn beginnt es zu schneien. In Chamonix regnet es intensiv und es ist empfindlich frisch. Rasch gehen wir zu unserem Hotel, mitten in der Stadt. Die Fahrer steigen ins Taxi nach Martigny um die Autos zu holen. Am Abend ziehen wir noch durch Chamonix. In der Hotellobby gibt es einen letzten Genepi.

↑250; ↓1600; ↔12km; Zahnradbahn: ↔5,1km; ↓870; Taxifahrt 65km

Es heißt Abschied nehmen von dieser tollen Tour.

Name: Haute Route flexible et Taxi

Tag 8: Heimfahrt

Autofahrt: 760km

                                                           

Tourenbegleiter: Th. Peterseim, F. Ehrler, P. Mayer

Bericht und Fotos: Th. Peterseim


Saas Fee

durch Zermatt

Zmutt

Mor?ngipfel

Cab. Sch?el

Aufstieg Col. Valpelline

Tourenbegleiter

Abfahrtsfreuden

cab. Vignettes

Pigne d`Arolla

Abseilstelle

cab. Chanrion

zum Fenetre de Durand

Richtung Glacier

Seilbahn

Col de Geant

ohne Worte

Seracs de Geant

letzte Rast

felsiges Finale

© 1998 - 2016 Deutscher Alpenverein - Sektion Freilassing

 

ImpressumDatenschutzerklärung